Wechseljahre verstehen

Lesezeit
#
min
Autor
Lilia Baron

Inhalt

Ein unvermeidlicher Prozess, aber kein Grund zu leiden


Menopause ist ein natürlicher Prozess im Leben jeder Frau. Für uns Frauen ist es eine Zeit des Übergangs, in der unser Körper Veränderungen erfährt, die sowohl körperlich als auch emotional ganz schön herausfordernd sein können. Aber es gibt eine gute Nachricht: Wir müssen in dieser Phase nicht zwangsläufig leiden. Mit dem richtigen Wissen und Unterstützung können wir Frauen die Wechseljahre als eine Zeit der Selbstfürsorge und des persönlichen Wachstums erleben. Voraussetzung dafür ist es, zu verstehen, was Wechseljahre überhaupt sind und was sich dabei im Körper abspielt. Genau das schauen wir uns in diesem Artikel an. Wir schaffen sozusagen die Basis, um im nächsten Schritt der Herausforderung Wechseljahre besser begegnen zu können.

Der monatliche Zyklus


Um die Wechseljahre besser verstehen zu können, befassen wir uns zunächst kurz mit dem monatlichen Zyklus. Der monatliche Zyklus einer Frau ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Hormonen gesteuert wird. Diese Hormone werden hauptsächlich aus Cholesterin gebildet. Daher kann ein Mangel an Cholesterin die Produktion von Sexualhormonen beeinträchtigen. Zu den wichtigsten Hormonen gehören Progesteron und Östrogen, die in einem harmonischen Gleichgewicht arbeiten müssen, um den Zyklus natürlich zu regulieren.

Die Rolle von Östrogen und Progesteron:

  • Östrogen ist verantwortlich für das Zellwachstum und die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut in der ersten Hälfte des Zyklus, um die Gebärmutter auf die mögliche Einnistung eines befruchteten Eis vorzubereiten.
  • Progesteron wird während der zweiten Hälfte des Zyklus, nach dem Eisprung, produziert. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die mögliche Einnistung eines befruchteten Eis vor. Wenn keine Befruchtung stattfindet, sinkt der Progesteronspiegel, was dazu führt, dass die Gebärmutterschleimhaut abgebaut und schließlich mit der Menstruationsblutung abgestoßen wird.

Es gibt verschiedene äußere Faktoren, die den hormonellen Zyklus stören können. Dazu zählen unter anderem:

  • Die Antibabypille: Sie unterdrückt den natürlichen Menstruationszyklus, indem sie synthetische Hormone (Östrogen und/oder Gestagen) zuführt.
  • Umweltgifte: Chemikalien in Plastik, Pestiziden und Herbiziden können als Xenoöstrogene wirken und den Hormonhaushalt stören.
  • Ernährung: Der Konsum von hormonbelastetem Fleisch und genmanipulierten Lebensmitteln kann ebenfalls zu Ungleichgewichten führen.

Und nicht zuletzt kommt die natürliche hormonelle Veränderung in den Wechseljahren.

Was sind Wechseljahre?


Die Wechseljahre, auch Menopause genannt, bezeichnen den natürlichen Übergang im Leben einer Frau, bei dem die Menstruation ausbleibt und die Fruchtbarkeit endet. Diese Phase tritt in der Regel zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr (bei manchen Frauen auch früher) auf und ist durch einen deutlichen Rückgang der Hormonproduktion, insbesondere von Östrogen und Progesteron, gekennzeichnet. Dies geschieht über einen Zeitraum von durchschnittlich 10 bis 15 Jahren. Die Wechseljahre können in vier verschiedene Phasen unterteilt werden, die wir uns nun genauer anschauen.

1. Prämenopause

Die erste Phase der Wechseljahre, die Prämenopause, ist durch eine allmähliche Veränderung des Menstruationszyklus gekennzeichnet, da der Östrogen- und Progesteronspiegel schwanken. Sie tritt in der Regel zwischen Ende 30 und Mitte 40 auf, wobei sie bei manchen Frauen auch schon früher einsetzen kann. Die Periode wird unregelmäßiger, und sowohl die Abstände zwischen den Zyklen als auch die Intensität der Blutungen verändern sich. Zusätzlich können Symptome wie das prämenstruelle Syndrom (PMS), Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Migräne, Brustspannen und Schlafstörungen auftreten, die darauf hindeuten, dass der Körper sich auf die Wechseljahre vorbereitet.

2. Perimenopause


Die zweite Phase der Wechseljahre, die Perimenopause, beginnt meist ab Mitte 40 (bei manchen Frauen auch früher) und ist die intensivste Phase der hormonellen Umstellung. Das ist die Phase, die die meisten Frauen mit Wechseljahren assoziieren. Typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen treten häufig auf. Während einige Frauen nur leichte Beschwerden haben, sind bei anderen die Auswirkungen wesentlich stärker. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass du gut auf deinen Körper achtest und ihn unterstützt.

In der frühen Phase der Perimenopause kann der Zyklus schwanken, sich verkürzen, verlängern oder ganz ausbleiben. Die Ähnlichkeit zur Prämenopause macht die Abgrenzung schwierig, da der Übergang fließend ist. In der späten Perimenopause werden die Abstände zwischen den Perioden länger, bis die Menstruation schließlich vollständig ausbleibt und die Menopause erreicht wird.

3. Menopause


Die Menopause tritt ein, wenn eine Frau 12 Monate ohne Menstruation geblieben ist. Die Follikel produzieren nicht mehr genug Östrogen, um den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Dadurch bleiben der Eisprung und die Periodenblutung vollständig aus. Die Wechseljahresbeschwerden können in dieser Phase weiterhin auftreten. Ca. 50 % der Frauen haben ihre letzte Menstruation mit 52 Jahren. Bei den anderen 50 % ist der Zeitpunkt etwas früher oder etwas später.

4. Postmenopause


Diese Phase beginnt nach der Menopause. In der Postmenopause sinken die Hormonspiegel weiter, die Sexualhormone erreichen den niedrigsten Stand. Der geringe Hormonspiegel kann auch weiterhin Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Inkontinenz usw. verursachen, wobei sich die meisten Frauen besser fühlen, weil die Schwankungen nicht mehr so stark sind. Nun muss sich der Hormonhaushalt auf einen neuen Normalzustand einpendeln und dort stabilisieren. Das kann bis zu 10 Jahre ab der letzten Menstruation dauern.

Vorzeitige Wechseljahre


Einige Frauen sind von vorzeitigen Wechseljahren betroffen. Wenn eine hormonelle Umstellung und Veränderung im Menstruationszyklus bereits vor dem 40. Lebensjahr eintritt, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Es kann an der Genetik liegen oder an Erkrankungen wie Diabetes oder Hashimoto. Im Grunde alle Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen, die die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen, können dazu führen. Auch ein hoher, anhaltender Stresspegel kann zu vorzeitigen Wechseljahren führen. Weitere Ursachen können eine Chemo- oder Strahlentherapie sowie eine operative Entfernung der Eierstöcke und Gebärmutter sein. Zudem können Umweltgifte und Schwermetalle die Eierstöcke schädigen und die Wechseljahre verfrühen.

Symptome in den Wechseljahren

Jeder Mensch ist einzigartig und bringt eine ganz eigene Genetik, Verwundbarkeit, Widerstandsfähigkeit sowie individuelle körperliche und seelische Belastungen und Traumata mit. Deshalb ist auch jede Frau ganz individuell von der Art und Stärke der Symptome in den Wechseljahren betroffen.

Zu den Beschwerden in den Wechseljahren können gehören:

  • Hitzewallungen und Nachtschweiß
  • Veränderungen im Menstruationszyklus (Stärke und Häufigkeit)
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Herzklopfen
  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Gewichtszunahme
  • Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelrückgang
  • Konzentrationsschwierigkeiten/Gedächtnisstörungen (Brain Fog/Gehirnnebel)
  • Veränderungen der Sexualfunktion/Verlust der Libido
  • Vaginale Trockenheit
  • Trockene Augen
  • Trockene, juckende Haut
  • Magen-Darm-Beschwerden (Sodbrennen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen)
  • Migräne
  • Schwindel
  • Brustschmerzen
  • Kribbeln im ganzen Körper
  • Funktionsstörungen der Harnwege


Zudem steigt in dieser Lebensphase leider auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Osteoporose.

Neue Forschungen haben gezeigt, dass die Wechseljahre das Gehirn auf vielfältige Weise beeinflussen, was unter anderem zu Symptomen wie Hitzewallungen und Schlaflosigkeit führen kann.

Diese Studien haben auch gezeigt, dass die Gehirnenergie während der Wechseljahre um bis zu 30 % sinken kann. Das bedeutet, dass die Neuronen zwar Zugang zu Glukose haben, diese jedoch nicht so effizient wie zuvor verbrennen. Diese Veränderungen können zu Symptomen wie Gedächtnisstörungen und mentaler Erschöpfung führen.

Etwa zwei Drittel aller Frauen erleben während der Menopause Gedächtnisstörungen. Diese Symptome werden oft nicht als neurologische Probleme erkannt, obwohl sie direkt mit den Veränderungen im Gehirn zusammenhängen.

Das ist eine lange und beängstigende Liste. Mir ist es nur wichtig, dass du weißt, welche Beschwerden mit den Wechseljahren zusammenhängen können, sodass du vorbereitet bist, in deinen Wechseljahren deine körperlichen Herausforderungen zuordnen und entsprechend reagieren kannst. Was du tun kannst, um Symptome zu lindern oder diese sogar vorzubeugen, erfährst du in den Artikeln: Leicht durch die Wechseljahre und "Hormonersatztherapie (HET) in den Wechseljahren"

Hormonspiegel testen zur Bestimmung der Wechseljahre


Solltest du vermuten, dass bei dir die Wechseljahre einsetzen, kann es hilfreich sein, den Hormonspiegel umfassend testen zu lassen. Ein gründlicher Hormontest sollte nicht nur Östrogen und Progesteron, sondern auch Testosteron und Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) umfassen. Natürlich ist das richtige Verständnis der jeweiligen Verhältnisse zwischen diesen Hormonen sehr wichtig, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine wirkungsvolle Behandlung oder Unterstützung zu bestimmen.


Beachte jedoch, dass ein Hormontest zur Diagnose der Wechseljahre nicht immer aussagekräftig ist. Die Hormonspiegel, insbesondere von Östrogen und Progesteron, schwanken in dieser Zeit stark, was einen genauen Zeitpunkt für die Messung erschwert. Ein einzelner Test spiegelt oft nur den Hormonspiegel eines bestimmten Tages wider, was nicht unbedingt den gesamten Verlauf der Wechseljahre zeigt. Stattdessen sollten die Symptome und die gesamte gesundheitliche Verfassung berücksichtigt werden, um eine fundierte Diagnose zu stellen.


Menopause betrifft auch Männer


Die Menopause betrifft nicht nur Frauen, sondern hat auch Auswirkungen auf Männer, insbesondere auf ihr Verständnis und ihre Unterstützung für ihre Partnerinnen. Männer, die über die Menopause Bescheid wissen, können besser auf die Bedürfnisse ihrer Partnerinnen eingehen und so die Beziehung stärken. Es ist sehr wichtig, dass Männer verstehen, was während der Menopause im Körper und vor allem im Gehirn ihrer Partnerinnen passiert, um sie besser unterstützen und verstehen zu können.

Literatur zu Wechseljahren

Wenn du dich noch ausführlicher mit dem Thema Wechseljahre beschäftigen möchtest, kann ich dir folgende Bücher ans Herz legen. Beide sind erst vor Kurzem erschienen und deshalb bislang leider nur auf Englisch erhältlich.

The New Menopause: Navigating Your Path Through Hormonal Change with Purpose, Power and the Facts (Dr. Mary Claire Haver)

The Menopause Brain: New Science Empowers Women to Navigate the Pivotal Transition with Knowledge and Confidence (Lisa Mosconi PhD)

Fazit


Die Menopause ist eine tiefgreifende Lebensphase, die weitreichende Auswirkungen auf den Körper und das Leben jeder Frau hat. Durch ein besseres Verständnis dieser Veränderungen und gezielte Anpassungen des Lebensstils können Frauen diese Phase besser bewältigen. Die Forschung auf diesem Gebiet schreitet voran und bietet Hoffnung auf neue Behandlungsmöglichkeiten, die Frauen helfen können, auch während und nach der Menopause ein erfülltes und gesundes Leben zu führen.

In diesem Artikel hast du ein grundlegendes Verständnis darüber bekommen, was die Wechseljahre sind. In den Artikeln Leicht durch die Wechseljahre und "Hormonersatztherapie (HET) in den Wechseljahren" erfährst du, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um Beschwerden während der Wechseljahre vorzubeugen und zu lindern. So kannst du diese Phase des Lebens gestärkt und mit Leichtigkeit durchlaufen.

Wichtiger Hinweis

Bei Beschwerden oder Krankheiten wende dich bitte an einen Arzt oder Heilpraktiker – ganz besonders wenn du Medikamente nimmst. Dieser Artikel darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden. Diese Inhalte ersetzen bei Erkrankungen nicht die Konsultation bei einem Schulmediziner. Bitte kontaktiere im Zweifelsfall immer deinen Hausarzt.Wie jede Wissenschaft ist die Medizin sowie mit ihr verwandte Disziplinen ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Artikel eine Empfehlung, Dosierung, Applikation, o.Ä. erwähnt wird, darfst du zwar darauf vertrauen, dass hier große Sorgfalt darauf verwandt wurde, dass diese Angabe dem aktuellen Wissensstand entspricht. Jedoch kann für solche keine Gewähr oder Haftung übernommen werden.