Mit der Hormonersatztherapie Symptome lindern
Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau, in der die Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron abnimmt. Diese hormonellen Veränderungen können eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen, darunter Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, trockene Haut und viele andere, die wir ausführlich in dem Artikel „Wechseljahre verstehen“ betrachtet haben. Wir haben auch bereits erfahren, wie Frauen durch Anpassungen ihrer Lebensgewohnheiten und Erhöhung bestimmter Nährstoffe „Leicht durch die Wechseljahre“ kommen können.
In diesem Artikel widmen wir uns nun einer unterstützenden Therapiemöglichkeit zur Linderung der Beschwerden in den Wechseljahren und zwar der Hormonersatztherapie (HET).
Was ist eine Hormonersatztherapie (HET)?
Die Hormonersatztherapie gehört zu einer der wirksamsten Möglichkeiten die Symptome der Menopause zu lindern. Durch die Zufuhr von synthetischem (konventionell oder bioidentisch) Östrogen und gegebenenfalls synthetischen(konventionell oder bioidentisch) Progesteron kann der Körper wieder in ein hormonelles Gleichgewicht gebracht werden. Allerdings gibt es hier Bedenken hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen und Risiken, insbesondere in Bezug auf Brustkrebs, was wir uns in diesem Artikel noch genauer anschauen werden. So viel aber sei schon mal gesagt: Hinsichtlich Hormonersatztherapie und Brustkrebs sind viele Missverständnisse entstanden.
Es ist wichtig, dass Frauen über die Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie und auch über die unterschiedlichen Möglichkeiten innerhalb dieser Therapieform, umfassend aufgeklärt werden und so in Zusammenarbeit mit ihrem Arzt eine informierte Entscheidung treffen können. Ich möchte in diesem Artikel einige wichtige Informationen dazu zusammentragen. Diese Information ersetzen aber natürlich nicht eine Beratung bei einem Facharzt. Beachte bitte auch, dass eine solche Therapie immer engmaschig von einem Arzt begleitet werden muss.
Was sind bioidentische Hormone?
Bioidentische Hormone sind zwar synthetisch hergestellte Hormone, die aber in ihrer molekularen Struktur, also chemisch, identisch mit den Hormonen sind, die der menschliche Körper natürlich produziert. Da sie strukturell gleich sind, werden sie vom Körper auf die gleiche Weise erkannt und verarbeitet wie die eigenen Hormone. Sie werden aus pflanzlichen Sterolen gewonnen, meist aus Soja oder Yamswurzel.
In konventionellen Hormonersatztherapien werden oft synthetisch hergestellte Hormone verwendet, die zwar ähnlich, aber eben nicht identisch mit den natürlichen Hormonen des Körpers sind. Sie können sich im Körper anders verhalten als die identischen Hormone. Wenn eine Entscheidung für eine Hormonersatztherapie gefallen ist, sollte das unbedingt bei der Auswahl des Hormonpräparats beachtet werden.
Zu den häufig verwendeten bioidentischen Hormonen zählen:
- 17β-Östradiol: Ein Form von Östrogen.
- Progesteron: Ein natürlich vorkommendes Gestagen.
Bioidentische Hormone sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich:
- Transdermale Pflaster
- Gele und Cremes
- Tabletten
- Vaginalzäpfchen oder -cremes
Vorteile bioidentischer Hormone:
- Natürlichkeit: Da sie identisch mit den körpereigenen Hormonen sind, sollen sie vom Körper besser akzeptiert werden.
- Individuelle Anpassung: In einigen Fällen können bioidentische Hormone individuell dosiert und kombiniert werden.
- Reduziertes Risiko von Nebenwirkungen: Einige Studien deuten darauf hin, dass bioidentische Hormone weniger Nebenwirkungen haben könnten als synthetische Hormone.
Bedenken und Risiken bioidentischer Hormone:
- Mangelnde Standardisierung: Nicht alle bioidentischen Hormone sind von medizinischen Aufsichtsbehörden wie der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) zugelassen.
- Unzureichende Studienlage: Es gibt begrenzte wissenschaftliche Daten über die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von bioidentischen Hormonen.
- Risiken ähnlich wie bei konventioneller Hormonersatztherapie: Das Risiko für Brustkrebs, Schlaganfall oder Thrombosen kann ähnlich sein wie bei der konventionellen Hormonersatztherapie.
- Wechselwirkungen: Bioidentische Hormone können mit anderen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln interagieren.
Mögliche Nebenwirkungen bioidentischer Hormone
Obwohl bioidentische Hormone in ihrer molekularen Struktur identisch mit den körpereigenen Hormonen sind, können sie dennoch Nebenwirkungen verursachen. Die Einnahme sollte stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um Risiken zu minimieren.
Mögliche Nebenwirkungen:
- Erhöhtes Thromboserisiko: Wie bei konventionellen Hormonersatztherapien kann die Einnahme von Östrogen das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen, was zu Thrombosen, Schlaganfällen oder Lungenembolien führen kann.
- Brustkrebsrisiko: Langfristige Anwendung von Hormonersatztherapien, insbesondere in Kombination von Östrogen und Progesteron, kann das Risiko für Brustkrebs leicht erhöhen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Es besteht ein potenziell erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder andere kardiovaskuläre Ereignisse, besonders bei Frauen mit bestehenden Risikofaktoren.
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Blähungen oder Bauchschmerzen können auftreten.
- Kopfschmerzen und Migräne: Hormonelle Veränderungen können Kopfschmerzen oder Migräne auslösen oder verschlimmern.
- Stimmungsschwankungen: Veränderungen im Hormonspiegel können zu Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Angstzuständen führen.
- Hautreaktionen: Bei der Anwendung von transdermalen Präparaten wie Cremes oder Pflastern können Hautreizungen oder allergische Reaktionen an der Applikationsstelle auftreten.
- Gewichtszunahme und Flüssigkeitsretention: Einige Frauen berichten über eine Zunahme des Körpergewichts oder das Gefühl von Wassereinlagerungen.
- Brustspannen oder -schmerzen: Empfindlichkeit oder Schmerzen in der Brust können auftreten.
Missverständnisse rund um die Hormonersatztherapie (HET)
Um zu verstehen, warum die Hormonersatztherapie (HET) einen so schlechten Ruf hat, möchte ich einen Blick auf die Ereignisse der 1990er Jahre zu werfen. Damals führte die Women's Health Initiative (WHI) eine umfangreiche Studie durch, die untersuchte, wie man postmenopausale Frauen vor Herzkrankheiten, Brust- und Darmkrebs sowie Osteoporose schützen kann. Diese Studie führte jedoch zu dem weit verbreiteten, aber falschen Glauben, dass jede Form der Hormonersatztherapie das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse und Brustkrebs erhöht.
Die Studie bestand aus zwei Forschungsgruppen. Diese zwei Forschungsgruppen der WHI-Studie erzielten unterschiedliche Ergebnisse, die oft missverstanden wurden. In einer Gruppe erhielten Frauen sowohl Pferdeöstrogen (Premarin) als auch synthetisches Gestagen (Provera), während in der anderen nur Pferdeöstrogen (Premarin) verwendet wurde.
Überraschenderweise zeigte die Gruppe der Studie mit alleiniger Östrogenanwendung keinen statistisch signifikanten Anstieg des Brustkrebsrisikos. Trotz der Verwendung eines stärkeren, östrogenreicheren Medikaments blieb die Brustkrebsrate unverändert. Im Gegensatz dazu wurde in der Gruppe, die sowohl Östrogen als auch Gestagen einnahm, im Laufe der Zeit ein leichter Anstieg des Brustkrebsrisikos beobachtet.
Die nachfolgende Medienberichte zu den Studienergebnissen, die zum Teil Fehlinformationen und Fehlinterpretationen waren, führten in der medizinischen Gemeinschaft zu anhaltenden Ängsten und Misstrauen gegenüber der Hormonersatztherapie, das bis heute besteht. So wurde die Hormonersatztherapie mit einem höheren Brustkrebsrisiko verknüpft, obwohl das so nicht aus der Studie hervorging. Aber was erstmal in den Köpfen drinnen ist, ist schwer wieder rauszubekommen vor allem wenn es mit Angst verbunden ist.
Natürlich heißt es nicht, dass die Hormonersatztherapie deshalb nun frei ist von Nebenwirkungen. Es ist ein Eingriff in den Körper, der gut gehen kann und in selteten Fällen eben auch nicht gut geht. Wie jeder Eingriff sollte auch hier eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung vorgenommen werden. Denn es gibt auch Frauen für die diese Therapiemöglichkeit nicht geeignet ist.
Wer keine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren erhalten sollte
Bestimmte gesundheitliche Bedingungen oder Risiken schließen die Anwendung einer Hormonersatztherapie aus oder erfordern besondere Vorsicht.
Hormonersatztherapie sollte nicht angewendet werden:
- Bestehender oder früherer Brustkrebs: HET kann das Risiko eines Wiederauftretens erhöhen.
- Bekannte oder vermutete östrogenabhängige Tumore: Zum Beispiel Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhautkrebs).
- Ungeklärte vaginale Blutungen: Bevor eine HET begonnen wird, müssen die Ursachen abgeklärt werden.
- Aktive oder frühere venöse Thromboembolien: Dazu gehören tiefe Venenthrombosen oder Lungenembolien.
- Aktive oder kürzlich aufgetretene arterielle thromboembolische Erkrankungen: Wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
- Schwere Lebererkrankungen: Hormonmetabolismus kann beeinträchtigt sein.
- Bekannte Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe der HET: Allergische Reaktionen sind möglich.
- Porphyrie: Eine seltene Stoffwechselerkrankung.
Vorsicht und individuelle Abwägung erforderlich:
- Familiäre Vorbelastung für Brustkrebs oder andere estrogenabhängige Tumore.
- Risiko oder Vorliegen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Zum Beispiel Bluthochdruck oder hoher Cholesterinspiegel.
- Gerinnungsstörungen: Erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel.
- Migräne mit Aura: Kann das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Diabetes mellitus: Besonders bei vorhandenen Gefäßkomplikationen.
- Endometriose oder Uterusmyome: Hormonabhängige Wachstumsstimulation möglich.
- Gallenblasenerkrankungen: Risiko für Gallensteine kann steigen.
- Epilepsie oder Asthma: Hormonelle Veränderungen können Symptome beeinflussen.
Auch zu beachten:
- Alter und Zeitpunkt des Beginns: Frauen über 60 oder solche, die mehr als 10 Jahre nach der Menopause mit HET beginnen, haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Nebenwirkungen.
- Lebensstilfaktoren: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel können Risiken erhöhen.
- Schwangerschaft: HET ist während der Schwangerschaft kontraindiziert.
Sollte eine Hormonersatztherapie für dich nicht in Frage kommen, aus welchen Gründen auch immer, hält die Natur für uns viele hilfreiche Pflanzen bereit, die ebenfalls die Symptome der Wechseljahre lindern können. Informationen zu den pflanzlichen Therapiemöglichkeiten in den Wechseljahren kommen bald in einem eigenen Artikel.
Dauer der Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
Die Dauer einer Hormonersatztherapie (HET) während der Wechseljahre variiert individuell und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Schwere der Symptome, das Alter der Frau, ihre Gesundheitsgeschichte und persönliche Präferenzen. Es gibt keine festgelegte maximale Dauer für die HET, aber es wird empfohlen, die niedrigste wirksame Dosis für die kürzeste notwendige Zeit zu verwenden. Viele Frauen nutzen die HET für einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren, um akute Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen zu lindern.
Literatur zur Hormonersatztherapie
Wenn du dich noch tiefer mit dem Thema Hormonersatztherapie und bioidentischen Hormonen oder generell mit dem Thema Wechseljahre beschäftigen möchtest, kann ich dir diese zwei wundervolle Bücher empfehlen.
Eine sehr informative Webseite zum Thema Wechseljahre und auch zur Hormonersatztherapie ist wechseljahre-verstehen.de
Fazit
Die Hormonersatztherapie (HET) kann eine effektive Methode sein, um die vielfältigen Symptome der Wechseljahre zu lindern und die Lebensqualität von Frauen in dieser Lebensphase zu verbessern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass selbst bioidentische Hormone Nebenwirkungen haben können und nicht für alle Frauen geeignet sind. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung ist unerlässlich. Bestimmte gesundheitliche Bedingungen schließen die Anwendung von HET aus oder erfordern besondere Vorsicht.
Insgesamt kann die Hormonersatztherapie, insbesondere unter Verwendung bioidentischer Hormone, für viele Frauen eine wertvolle Unterstützung in den Wechseljahren sein. Eine engmaschige ärztliche Begleitung und regelmäßige Kontrollen sind dabei entscheidend, um die Therapie sicher und effektiv zu gestalten.